Workshop Niederschlagsabwasser auf Biogasanlagen

Am 13. Oktober 2017 fand der Workshop zum Thema "Niederschlagswasser auf Biogasanlagen" in Rampe bei Schwerin statt, veranstaltet vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt MV, der Professur für Wasserwirtschaft der Universität Rostock und der Rotaria GmbH, mit freundlicher Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Biogas Neues Ufer GmbH Rampe.

Ziel des Workshops war ein Erfahrungsaustausch zum gewässerschonenden Betrieb von Biogasanlagen und zu möglichen Behandlungsoptionen. Im großen Saal des Diakoniewerkes "Neues Ufer" begrüßte Herr Prof. Tränckner die Referenten und die ca. 90 Teilnehmer, u.a. Vertreter von Behörden, Verbänden und Biogasbetreibern zu einem interessanten Programm. Zur Einstimmung erläuterte er generell das weitgehend ungelöste Problem einer sachgerechten Niederschlagswasserbehandlung von Biogas- und Fahrsiloanlagen. Im Anschluss erläuterte er kurz das Ziel des Workshops, einen Prozess anzustoßen, in welchem Biogasbetreiber, Umweltbehörden und Wasserwirtschaft, die offenen Fragen einer systematisch, gemeinsam getragenen Lösung zuführen.

Frau Hennings (Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt MV) unterlegte die Situation in ihrem Grußwort mit aktuellen Zahlen. So werden in Mecklenburg-Vorpommern 313 Biogasanlagen betrieben, die ca. 920 Mio. m³/a Biogas produzieren. Die meisten davon verarbeiten entweder ausschließlich Energiepflanzen (11) oder Energiepflanzen, Trockenkot und Gülle im Gemisch. Der offene, der Witterung ausgesetzte Umgang mit organisch hochkonzentrierten Stoffen und die großen befestigten Flächen bergen ein großes Potential für den Eintrag sauerstoffzehrender Stoffe und je nach Substrat auch von Nährstoffen in die Oberflächengewässer. Sie beklagte auch die unscharfe wasserrechtliche Situation in diesem Bereich und äußerte die Hoffnung, dass die gegenwärtigen Aktivitäten, z.B. der Bund-Länder Ad-hoc Arbeitsgruppe „Niederschlagswasser auf Biogasanlagen" oder des laufenden BMBF-Projekts „Probenebio", zu konkreten Lösungsansätzen führen.

Grußwort von Frau U. Hennings, Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt MV

Stellvertretend für das BMBF stellte Frau Dr. Hübsch die Fördermaßnahme KMU-innovativ vor und erläuterte mögliche thematische Inhalte und das Vorgehen bei der Beantragung.

Wie real die Gefahr der Gewässerverunreinigung durch Niederschlagswasser von Biogasanlagen ist, zeigen die Ergebnisse zur Befundaufklärung bei festgestellten Gewässerdefiziten, die Frau Dr. Börner (StaLU „Mittleres Mecklenburg") in ihrem Vortrag darstellte. Beispielhafte Untersuchungen von Gewässerbelastungen durch Hofentwässerungen führen teilweise zu anaeroben Bedingungen in den Gewässern, bedingt durch extreme CSB- und Ammonium-Belastungen. Auch erhöhte Phosphatgehalte und Schwermetallbelastungen ließen sich eindeutig Niederschlagswassereinleitstellen von Biogasanlagen zuordnen. Bei hohen Ammonium-Einträgen besteht auch das Risiko direkt toxischer Bedingungen durch die Bildung von Ammoniak und Nitrit. Letztlich tragen diese Einleitungen auch zur Eutrophierung der Ostsee bei, wobei der Umfang der Belastung bisher nicht quantifizierbar ist.

Frau Woyczechowski (Ministerium für Energiewende. Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung, Schleswig Holstein) stellte die Empfehlungen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zum Umgang mit Niederschlagswasser auf Biogasanlagen vor. Sie ging dabei eingangs auf die komplizierte rechtliche Abgrenzung zwischen den Rechtsbereichen „Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen" (AwSV), Abwasser- und Düngerecht ein. Der Vorschlag der Ad-hoc Arbeitsgruppe zielt auf eine Zuordnung der einzelnen Stoffströme zu diesen Rechtsbereichen und empfiehlt darauf aufbauende Behandlungs- und Entsorgungswege. Inwieweit eine rechtlich orientierte Abgrenzung der Stoffströme auch praktisch umsetzbar und sinnvoll ist, war Inhalt der anschließenden kontrovers geführten Diskussion.

Vortragende und Publikum in lebhafter Diskussion
Herr Prof. J. Tränckner (Universität Rostock)
Herr U. Kotzbauer (Rotaria GmbH)

Der zweite Teil der Veranstaltung widmete sich der Präsentation der Projektergebnisse des BMBF-geförderten Projekts „Prototyp zur Behandlung von Niederschlagswasser auf Biogasanlagen – PROBENEBIO". In diesem arbeiten die Universität Rostock und die Firma Rotaria GmbH gemeinsam an der Erfassung der Belastungssituation und der Entwicklung einer wasserwirtschaftlich sinnvollen Niederschlagswasserbehandlungstechnologie. Das im Rahmen dieses Projektes entwickelte und auf der Biogasanlage Rampe umgesetzte Konzept zum Behandlung von Niederschlagswasser aus Biogasanlagen und erste Erkenntnisse aus dem Betrieb der Anlage wurden durch Herrn Prof. Tränckner und Herrn Kotzbauer vorgestellt.

Prof. Tränckner erläuterte eingangs die charakteristische Entwässerungssituation auf Biogasanlagen und ging dabei vor allem auf sehr unterschiedliche Genese und Zusammensetzung von Niederschlagswasser und Silosickersaft ein. Aufgrund der extrem hohen Belastung muss es das Ziel sein, den Sickerwasseranteil im zu behandelnden Niederschlagswasser möglichst gering zu halten. Eine wirkungsvolle Maßnahme zur Reduzierung der Flächenbelastung ist auch die tägliche Beseitigung der Krümelverluste mit einer Kehrmaschine. Doch selbst bei konsequenter Anwendung dieser Maßnahmen wurden immer noch hohe Flächenbelastungen und CSB-Konzentrationen im Niederschlagswasser von mehreren 100 bis über 1000 mg/l gemessen. Die Untersuchungen zeigen, dass Anfalldynamik und Zusammensetzung in komplexer Weise durch das Bewässerungssystem, die aktuelle Betriebssituation und die meteorologische Situation beeinflusst werden und eine flächenorientierte Stoffstromtrennung der realen Belastungssituation widerspricht. Dies stellt die Behandlung vor besondere Herausforderungen. Im Projekt Probenebio wurde hierfür ein Behandlungskonzept entwickelt und aktuell im großtechnischen Maßstab untersucht und optimiert. Dieses wurde von Herrn Kotzbauer, Geschäftsführer der Rotaria GmbH, vorgestellt. Als biologische Behandlungsanlage wird hier ein Tropfkörper eingesetzt, welcher für die besonderen Randbedingungen auf landwirtschaftlichen Biogasanlagen viele Vorteile vereinigt. Dieser ist eingebettet in ein abgestimmtes System von Vorklärung, Vorspeicher und nachgeschaltetem Bodenfilter. Aufgrund des variablen Anfalls in Menge und Fracht wird hier ein chargenartiger Betrieb gewählt.

Zum Abschluss der Veranstaltung konnten die Teilnehmer des Workshops die Biogasanlage Rampe und die Versuchsanlage besichtigen, wobei sich erneut viele Diskussion zum Umgang mit Niederschlagswasser von Biogasanlagen und landwirtschaftlichen Betriebsflächen ergaben.

Fotos: Professur für Wasserwirtschaft