Neue Erkenntnisse zum Lernverhalten bei Rind und Schwein.

In einem Artikel (https://doi.org/10.1016/j.cub.2021.07.011), der am 13. September in der Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht wurde, zeigt ein deutsch-neuseeländisches Forschungsteam, wie Kühe darauf trainiert werden können, ihren Urin nur an bestimmten Stellen im Stall abzulassen. Bisher wurde angenommen, dass Rinder nicht in der Lage sind, ihren Stuhlgang oder ihr Urinieren zu kontrollieren. Die Hinterlassenschaften von Kühen können aber zu einem Problem werden – vor allem, wenn sie in Ställen untergebracht sind, in denen sich Urin und Kot vermischen. Denn dadurch wird Ammoniak erzeugt, ein indirektes Treibhausgas. Im Laufe einiger Wochen gelang es dem Forschungsteam, 11 von 16 Kälber in einem Pilotexperiment erfolgreich zu trainieren. In der Folge suchten die Kälber eigenständig eine sogenannte „Kuhtoilette“ auf. In weiterführenden Experimente soll geprüft werden, inwieweit die Forschungsergebnisse in die Praxis übertragen und damit in Rinderställen sowohl die Stallsauberkeit verbessert, das Infektionsrisiko für die Tiere gesenkt als auch die entstehenden Emissionen verringert werden können. Die Studie wurde in einem Online-Kommentar des Wissenschaftsmagazins Science gewürdigt (https://www.science.org/content/article/barnyard-breakthrough-researchers-successfully-potty-train-cows).

In einem weiteren Artikel (https://doi.org/10.1038/s41598-021-97770-x), der am 14. September in der Fachzeitschrift Scientific Reports erschien, konnte mittels eines aus der Humanpsychologie entlehnten Ansatzes gezeigt werden, dass Schweine zur Selbstkontrolle in der Lage sind, d.h. für eine von ihnen präferierte Belohnung zu warten. Dieses Verhalten entwickelt sich im Verlauf der Ontogenese. So zeigten ältere, 14-16 Wochen alte Ferkel, eine im Vergleich mit jüngeren, 7-9 Wochen alten Ferkeln, erhöhte Selbstkontrolle und warteten länger auf eine quantitativ größere Belohnung. Die Ergebnisse haben Bedeutung für die Erklärung des Entstehens und der Entwicklung abnormalen Verhaltens bei den Tieren. Das hat insbesondere Bedeutung für das in der praktischen Schweinehaltung häufig auftretende Schwanzbeißen bei den Tieren, das u.a. für eine herabgesetzte Impuls- und Selbstkontrolle spricht.

Dirksen N, Langbein J, Schrader L, Puppe B, Elliffe D, Siebert K, Röttgen V & Matthews L (2021): Learned control of urinary reflexes in cattle to help reduce greenhouse gas emissions. Current Biology 31:R1033–R1034

Krause A, Kreiser M, Puppe B, Tuchscherer A & Düpjan S (2021): The effect of age on discrimination learning and self-control in a marshmallow test for pigs. Scientific Reports 11:18287

Kontakt:
Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Professur für Verhaltenskunde
Prof. Dr. Birger Puppe
Telefon: +49 38208 68-800
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