Exkursion 1 – Wismar-Bucht
Küstenvegetation der Ostsee
Exkursionsleitung: Dipl. Biologe Tom Polte, Dr. Erna Schreiber


Das erste Ziel ist die kleine Halbinsel Boiendorfer Werder (LSG und NSG). Sie bildet lehrbuchhaft die küstendynamischen Ausgleichsprozesse an der südlichen Ostseeküste ab. Der im Norden am aktiven Kliff abgetragene Sand wird südlich im Strömungsschatten der Halbinsel als Strandwallfächer abgelagert. Die mehr oder weniger vermoorten Bereiche weisen eine komplette Höhenzonierung der hier typischen Salzwiesen auf. Einige Bereiche des Strandsees und von Prielen beherbergen Brackwasserröhrichte. Am Strand vervollständigen Spülsaumfluren und Primärdünen das Bild des Küstenökosystems.
Das zweite Ziel führt zur Halbinsel „Hengstenort“ nördlich des Damms zur Insel Poel, ein trotz der Nähe zum Straßenverkehr relativ störungsarmer Bereich mit bewirtschafteten Salzwiesengesellschaften verschiedener Ausprägung. Im Gegensatz zum Boiensdorfer Werder handelt es sich hier entstehungsgeschichtlich um eine durch den Anstieg des Ostseespiegels nach der letzten Eiszeit ertrunkene Grundmoräne, deren flache und breite Uferzone im Holozän sedentär und sedimentär verlandet ist. Der Ein- und Ausstrom des Salzwassers erfolgt über ein ausgedehntes Netz aus Prielen. Manchmal sammelt es sich in flachen Senken, den sogenannten Röten und trocknet zu Salzpfannen aus. Hochwasser und Niederschläge füllen kleine und abflusslose Senken, die sogenannten Kolke, auf. Die an das Küstenüberflutungsmoor angrenzenden Flachwasserbuchten und Ufersäume sind zusammen mit der interessanten Vegetation Lebensraum für eine Vielzahl von Wasser- und Watvögeln.
Ein abschließender kurzer Abstecher führt in die Fährdorfer Wiesen geprägt durch eine eindrucksvolle Artenvielfalt verbunden mit einer typischen Abfolge verschiedener Vegetationseinheiten in Abhängigkeit von ökologischen Faktoren wie der Höhenstufe, dem Salz- und Überflutungseinfluss oder von der Nutzung.
Exkursion 2 – Mecklenburgische Seenplatte
Vegetation am Ostufer der Feisneck (Müritz-Gebiet) und Landschaft der Mecklenburgischen Schweiz
Exkursionsleitung: Dr. Wolfgang Wiehle
Vom Ortsrand Warens (Müritz) führt das erste Ziel durch voraussichtlich artenreichen Sandacker und älteren Ackerbrachen zum Ostufer des Feisneck-Sees am Eingang in den Müritz-Nationalpark. Geologisch gehört das Exkursionsgebiet zu einem eiszeitlichen Sander vermutlich vor ca. 16 bis 20.000 Jahren aufgeschüttet. Das Gebiet zählt zu den botanisch reichsten Gebieten der Region. Die Vegetation umfasst Sandpionierfluren, Trockenrasen auf kalkreichem Sand in unterschiedlichen Ausprägungen und Auflassungsstadien, Sandmagerrasen, Ufer-Trittrasen, eine Feuchtwiese, Ufervegetation am kalk-mesotrophen Feisneck-See. Das Gebiet wird mit Schafen beweidet, teilweise gemäht. Das Gebiet wurde 1980 auf Betreiben von Hans Dieter Knapp und Ulrich Voigtländer zum NSG erklärt und ist seit 1990 Bestandteil des Müritz-Nationalparkes.
Zweites Ziel ist der Naturpark Mecklenburgische Schweiz und Kummerower See. Die Fahrt führt nach Karstorf und Burg Schlitz mit Ausführungen zu Landschaftsentstehung, Landschaftsgeschichte und räumlicher Verteilung der botanischen Biodiversität aber auch über die Folgen der modernen Landnutzung. Ein weiteres Thema wird die Naturschutzarbeit des Naturparkes sein.
Exkursion 3 – Moore
Vegetation der Mineralbodenwasser gespeisten Moore in Mecklenburg-Vorpommern
Exkursionsleitung: Dr. Gerald Jurasinski und Prof. Dr. Florian Jansen

Moore sind ein prägender Teil der norddeutschen postglazialen Landschaft. In Nordostdeutschland überwiegen die von Mineralbodenwasser gespeisten Niedermoore. Insbesondere die Flusstalmoore mit ihren oft metertiefen, im Zuge des postglazialen Meeresspiegelanstiegs gebildeten Torfen sind wesentliche Landschaftselemente. Als schwer zu überwindende Hindernisse prägten sie die Landesgeschichte und sind gebildet und trugen eine reichhaltige Vegetation basenliebender Moorpflanzen.
Neben den unübersehbaren entwässerten Mooren mit ihren Emissionen, die in Mecklenburg-Vorpommern stärker zum Klimawandel beitragen als der Autoverkehr, werden wir uns der Vegetation der noch besser erhaltenen Flächen widmen. Die Kleinseggenriede der Parvo-Caricetea, insbesondere der kalkreichen Schoenetalia nigricantis gehören zu den am meisten gefährdeten und am stärksten zurückgegangenen Pflanzengesellschaften Mecklenburg-Vorpommerns.
Unsere Exkursion wird uns ins Grenztalmoor, ins Trebeltal und ins untere Recknitztal führen. Zum Wohle der Moorvegetation hoffen wir, dass wir auch zum sommerlichen Exkursionszeitpunkt noch Gummistiefel benötigen, um uns die Vegetation aus der Nähe anzuschauen.
Exkursion 4 – Darß
Landschaftsdynamik und Primärsukzession auf dem Darß
Exkursionsleitung: Dr. Michael Manthey
Es handelt sich um eine Rundwanderung mit Start- und Endpunkt in Prerow. Im Vordergrund dieser Exkursion steht (ausnahmsweise) nicht die Vorstellung zahlreicher spektakulärer und/oder seltener Pflanzenarten oder bemerkenswert hoher Biodiversität, sondern die durch großflächig wirkende Küstenausgleichsprozesse ermöglichte Primärsukzession im Bereich der Nordspitze des Neudarßes. Es werden alle wichtigen Stadien der Primärsukzession auf Strandwällen von der Weißdüne über Graudüne, natürliche Küstenheide, Dünenkiefernwald bis zum Buchenwald als Klimaxstadium vorgestellt und ihre Abhängigkeit von den Bodenentwicklungsprozessen diskutiert. Ebenso wird das Werden und Vergehen der zwischen den Strandwällen befindlichen Strandseen mit ihren Verlandungsstadien vorgestellt.
Die Wanderung führt von Prerow über den ehemals militärisch genutzten Nothafen zur Nordspitze des Darßer Ortes. Von dort geht es über Bohlenwege, welche großflächige Graudünenbereiche sowie eingestreute Küstenheide durchqueren, zum Weststrand. Am Strand bewegen wir uns ca. 2 Kilometer in Richtung Süden und passieren dabei den Darßer Leuchtturm und danach die Abschnitte stärkster rezenter Küstendynamik. An einem Restbestand alten Buchenwaldes am Mittelweg verlassen wir den Strand wieder und bewegen uns durch überwiegend jüngere, angepflanzte Kiefernforste zurück nach Prerow.
Nachexkursion: Peenetal
Im Land von Biber und Fischotter
Exkursionsleitung: Prof. Dr. Florian Jansen


Mit 20.000 ha Gesamtfläche und einer Länge von mehr als 100 km ist das Tal der Peene das größte zusammenhängende Flusstalmoor Deutschlands. Einst war es von weitgehend waldfreien (wenn auch nicht gehölzfreien) Durchströmungsmooren gesäumt von Überflutungsmooren entlang des Peeneflusses und Quellmooren am Talhang. Nachdem das Gebiet jahrhundertelang leicht und seit der Mitte des letzten Jahrhunderts stark entwässert und bewirtschaftet wurde, ist diese typische Abfolge von Moortypen heute nur noch selten anzutreffen. Dafür wird das Gebiet nun von Bruchwäldern, Gebüschen, Röhrichten, Rieden, Wiesen und Weiden, überfluteten Poldern sowie verlandeten und offenen Torfstichen geprägt. Zu Beginn eines großen Naturschutzprojektes, das von 1993 - 2011 im Peenetal mit 30 Mio. EUR des Bundes, Landes und der Kommunen umgesetzt wurde, konnten 171 verschiedene Vegetationsformen im Peenetal gefunden werden.
Während der Exkursion werden wir mit einem Schiff über die Peene fahren um vom Fluss aus die Einmaligkeit und Vielfalt des Tales zu erfahren. Der Fluss wird gesäumt von Röhrichten, Seggenrieden, Weidengebüschen, Birken- und Erlenbruchwäldern sowie wiedervernässten (und heute unter Wasser stehenden) Poldern. Anlanden werden wir in Menzlin, einem geschichtsträchtigen Ort unmittelbar an der Peene. Dort lebten Wikinger und Slawen friedlich zusammen und betrieben Handel miteinander. Heute gibt es hier einen spannenden Kontrast von Halbtrockenrasen am Talrand (inkl. bootsförmigen Wikinger-Gräbern), die allmählich übergehen in überflutete Polderflächen im Tal. Mit dem Bus geht es danach nach Gützkow, wo es die artenreichsten Feuchtwiesen des nordostdeutschen Tieflandes gibt (auch wenn manches davon schon verblüht sein wird). Neben Mehlprimel, Fettkraut, Teufelsabbiß, Trollblume und Flohsegge, gibt es hier noch eine Reihe von Orchideen, darunter das Gelblichweiße Knabenkraut und das Sumpf-Glanzkraut. Den letzten rezenten Standort der Fliegen-Ragwurz in MV werden wir nicht besuchen, da die Flächen dann schon abgemäht sind, sie würde dieses Jahr aber schon gesehen.
Nachexkursion: Rostocker Heide
Strand, Strandsee, Niedermoor, Spuren von Hochmoor, Wald
Exkursionsleitung: Dr. Gerald Jurasinski


Zum Besuch der Küstenstadt Rostock sollte ein Besuch am Strand mit seiner typischen Dünenvegetationsabfolge nicht fehlen. Wir starten in Markgrafenbheide und laufen den Strand entlang bis zum NSG "Heiligensee und Hütelmoor". In diesem Naturschutzgebiet finden seit vielen Jahren Forschungen der AG Landschaftsökologie statt. Wir werden dann auch zum Heiligensee, einem tyischen Strandsee marschieren. In Abhängigkeit vom Überflutungsregime kann sich die Salinität des Heiligensees sehr stark verändern, mit den entsprechenden profunden Auswirkungen auf Flora und Vegetation sowie auf die Fauna. Der Weg dorthin führt uns auf dem aufgelassenen Dünendeich entlang, der, je weiter wir uns dem Heiligensee nähern, in seinem Charakter immer natürlicher wird. Wegen eines Sturm- und Überflutungsereignisses im Januar 2019 sind insbesondere die Flächen in der Nähe des Heiligensees mittlerweile als naturnahe bis natürliche Dünen mit der entsprechenden Vegetation anzusprechen und es finden sich auch wieder Spülsäume mit z.B. Honckenia peploides, Cakile maritima oder Salsola kali.
Vom Heiligensee aus machen wir einen Abstecher in die Rostocker Heide mit ihren, insbesondere in den Flächen östlich des Moores, beeindruckenden, alten Eichen und Buchenbeständen. Sie stehen auf Beckensanden und wir können die Übergänge von trockenen Dünenwäldern hin zu nassen Moorwäldern mit unterschiedlichen Nutzungsintensitäten erkennen. Auf dem weiteren Weg durch den Wald werden auch die langfristigen Nachwirkungen der militärischen Nutzung der Rostocker Heide erlebbar und wir können die langfristige Wiederbesiedlung dieser Flächen anschauen. Im Süden des Moores können wir einerseits über Blicke von Aussichtsplattformen die Weite des Moores genießen und andererseits die angrenzenden, im Übergangsbereich Wald zu Moor liegenden Flächen näher untersuchen die die artenreichsten Bestände der Moorwiesen darstellen.
Auf unserem Rückweg nach Markgrafenheide machen wir noch einen Abstecher in dichte, in aktiver Sukzession befindliche Birkenbestände, die Anflüge von Hochmoorentwicklung zeigen mit verschiedenen Torfmoos-Arten und auch sonst einem großen Artenreichtum an Moosen.