Anfänge der Phytomedizin an der Universität Rostock im 19. Jahrhundert

HEINRICH FRIEDRICH LINK (1767-1851)
war von 1792 bis 1811 in Rostock Professor für Naturgeschichte, Botanik und Chemie. Später wurde er nach Breslau und Berlin berufen. Zu seinen vielseitigen wissenschaftlichen Arbeiten gehört die Erstbeschreibung vieler Pilzgattungen, darunter auch die phytopathologisch wichtige Gattung Fusarium. Er ist einer der ersten Mykologen von internationalem Rang. Zweimal war er Rektor der Rostocker Universität.

FRANZ CHRISTIAN LORENZ KARSTEN (1751-1829)
war Professor der Oekonomie. Er behandelte in seinen landwirtschaftlichen Vorlesungen auch phytomedizinische Probleme wie Mutterkorn, Brand des Getreides und "Mittel, die Raupen zu mindern". Er gründete 1793 die erste deutsche Lehr- und Versuchswirtschaft in Rostock vor dem Kröpeliner Tor. Bis zu seinem Tod war er Sekretär des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins. Er war Rektor der Universität.

EDUARD DANIEL HEINRICH BECKER (1792-1880)
war der erste Professor der Landwirtschaftslehre an der Philosophischen Fakultät. 1867 promovierte an dieser Fakultät
PAUL CARL MORITZ SORAUER.
SORAUER war an der Gründung der Biologischen Reichsanstalt im Jahr 1898 beteiligt. Er gab das "Handbuch für Pflanzenkrankheiten" (1874) heraus und begründete die "Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz".

REINHOLD HEINRICH (1845-1917)
war Professor der Agrikulturchemie und Agrarkulturphysiologie. Er bot als erster Vorlesungen über Pflanzenkrankheiten an. In der Landwirtschaftlichen Versuchstation hat er Schaderreger an Pflanzen diagnostiziert. Er arbeitete auch im Sonderausschuß für Pflanzenschutz der Abteilung Ackerbau der DLG, zuständig u. a. für Mecklenburg-Schwerin (Gau 4). Aus diesem entwickelte sich später das Pflanzenschutzamt.

Entwicklung der Phytomedizin

HANS ZIMMERMANN (gest. 1930)
war Landesoekonomierat und leitete von 1903-1930 die "Hauptstelle für Pflanzenschutz" (später Pflanzenschutzamt). Er hielt Vorlesungen über Pflanzenschutz im Rahmen des Entomologischen Seminars. Auf ihn geht der Erstnachweis des Kartoffelnematoden in Deutschland zurück verbunden mit grundlegenden Arbeiten zur Bekämpfung. Über das "Mecklenburg-Schwerinsche Ministerium für Unterricht" erhielt er einen Lehrauftrag an der Philosophischen Fakultät für die Vorlesung "Über Krankheiten der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen und Pflanzenschutz" ab Wintersemester 1920/1921. 

KARL FRIEDERICHS (1878-1969)
war Professor für angewandte Zoologie und Leiter des Entomologischen Seminars, in dem die späteren Professoren Kirchner und Müller ihre Ausbildung erhielten. Er lehrte u. a. zu Schadinsekten die allgemeine und spezielle Ökologie als eine Grundlage des Pflanzenschutzes.

Aufbau des Instituts für Phytopathologie und Pflanzenschutz

ERNST REINMUTH (1901-1986)
leitete von 1930-1948 das Landespflanzenschutzamt. Er hat als Professor für Phytopathologie und Pflanzenschutz am 4.10.1948 das gleichnamige Institut gegründet und als Direktor bis zur Emeritierung am 31.8.1966 geführt. Reinmuth initiierte als Begründer des "Antiphytopathogenen Potentials" mykologische und nematologische Arbeiten zur biologischen Schaderregerkontrolle. Er war Rektor der Universität von 1957-1959.

FRITZ PAUL MÜLLER (1913-1989)
begann 1955 als Dozent mit dem Aufbau der entomologischen Abteilung am Institut für Phytopathologie und Pflanzenschutz. Später war Professor für Angewandte Zoologie und Entomologie, zunächst am Institut für Landwirtschaftliche Biologie, später an der Sektion Biologie. Als international anerkannter Aphidologe hat er die in Deutschland umfangreichste Sammlung von Blattlauspräparaten hinterlassen.

HANS-ALFRED KIRCHNER (1908-2002)
war von 1948-1957 Direktor des Landespflanzenschutzamtes. Er wurde 1957 als Dozent berufen und leitete von 1966-1973 als Professor für Phytopathologie und Pflanzenschutz das Institut. Er widmete sich vielen Fragen des praktischen Pflanzenschutzes, vor allem Schaderregern an Raps, Obst, und Gemüse sowie ökonomischen Schwellenwerten.

DIETER SEIDEL (geb. 1935)
trat mit der Berufung  als Professor und Leiter des Wissenschaftsbereiches zum 1.9.1973 die Nachfolge Kirchner´s an. Bereits seit 1966 wurde die Arbeitsgruppe Bodenhygiene und Mykologie von ihm geleitet. Er baute phytopathologische Kontakte zu Kuba auf, die über viele Jahre die Grundlage für einen Wissenschaftleraustausch bildeten. Unter seiner Federführung entstanden die Hochschullehrbücher "Grundlagen der Phytopathologie und des Pflanzenschutzes" sowie "Pflanzenschutz in der Pflanzenproduktion". Von 1986 bis zur "Wende" war er Direktor der Sektion Meliorationswesen und Pflanzenproduktion an der Universität Rostock und schied zum Herbst 1992 aus dem Dienst aus.

Entwicklung nach der "Wende"

HANS DECKER
wurde 1990 zum Sprecher des mit der Wiedereinrichtung der Agrarwissenschaftlichen Fakultät neu benannten Institutes für Phytomedizin gewählt.

FRANZ DAEBELER
leitete mit Wirkung vom 1.10.1992 als neuberufener Professor des Fachgebietes Phytomedizin. Sein wissenschaftliches Betätigungsfeld waren zunächst pilzliche Erkrankungen an Obst und Gemüse und später dann über viele Jahrzehnte die Erarbeitung von Grundlagen des Integrierten Pflanzenschutzes und dessen Durchsetzung. Eine große Anzahl von noch heute genutzten oder modifizierten Schadschwellenwerten, vor allem an Raps, geht auf ihn zurück. F. Daebeler hat schon in der Zeit der "Chemisierung" der Landwirtschaft, besonders dann in den 80er Jahren mit der Erforschung epigäischer räuberischer Arthropoden im Raps begonnen und solche Fragestellungen in vielen Dissertationen bearbeiten lassen. Zum 31.3.1996 ist er in den Ruhestand getreten.

ANDREAS VON TIEDEMANN
aus Göttingen wurde am 1.4.1996 für die Professur Phytomedizin berufen und nahm diese bis zum 30.09.2001 wahr. Sein Spezialgebiet, die Mykologie, konzentrierte sich vor allem auf die für Mecklenburg wichtigen ackerbaulichen Kulturen Raps und Getreide. Unter seiner Führung erfolgte die Sanierung und Neuausstattung der Laborräume, wodurch die Forschung der Phytomedizin um die Gebiete Biochemie und Physiologie erweitert werden konnte. Desweiteren erhielt das Fachgebiet ein neues computergesteuertes Gewächshaus und zwei Klimakammern. Im September 1998 fand die Jubiläumsfeier zum 50jährigen Bestehen der Phytomedizin an der Universität Rostock statt.
In der Zeit zwischen dem 1.Oktober 2001 bis zum 1. März 2004 wurde das Fachgebiet Phytomedizin von Professor Asmus Dowe und nach seiner Pensionierung im Oktober 2002 von Dr. Christoph Unger kommissarisch geleitet.

BÄRBEL GEROWITT
leitet mit Wirkung vom 1.3.2004 als erste Professorin das Fachgebiet Phytomedizin.