Anpassung der Siedlungswasserwirtschaft an den demografischen Wandel

Projektleitung: Prof. Dr.-Ing. habil. Jens Tränckner
Bearbeiter: M.sc. Mathias Gießler
Förderung: Landesgraduiertenförderung Mecklenburg-Vorpommern
Zeitraum: 01.01.2014 bis 31.12.2015 

Projektbeschreibung

Durchschnittliche Pro-Kopf-Belastung eines 2-Personenhaushaltes im Jahr 2050 durch die Wasserwirtschaft in Bezug zum Nettoeinkommen

Deutschland durchläuft gegenwärtig einen tiefgreifenden, demografischen Wandel. Die auslösenden Faktoren sind die höhere individuelle Lebenserwartung, die verminderte Geburtenrate sowie die die Binnenwanderung aus strukturschwachen Regionen in strukturstarke Wachstumszentren. Daraus resultieren ein Bevölkerungsrückgang, eine Alterung der Gesellschaft und eine Veränderung der Zusammensetzung hinsichtlich Geschlecht, Ethnie und sozialem Hintergrund. Besonders betroffen sind hiervon strukturschwache Regionen in ländlichen Räumen. Mecklenburg-Vorpommern ist hiervon nahezu flächendeckend betroffen, mit besonderem Schwerpunkt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Neben einem überproportionalem Bevölkerungsrückgang ist häufig auch eine stärkere Verschiebung des sozialen Status und eine deutliche Überalterung zu verzeichnen. Diese Veränderungen haben einen starken direkten und indirekten Einfluss auf die Systeme der Siedlungswasserwirtschaft, die auf einen höheren absoluten und spezifischen Wasserverbrauch und Abwasseranfall ausgelegt wurden. Binnen relativ kurzer Zeit erfolgen dadurch Veränderungen der Betriebsbedingungen, die nur bedingt durch eine Systemanpassung abgefangen werden können. Neben baulichen und verfahrenstechnischen Problemen sind aber insbesondere die wirtschaftlichen Konsequenzen relevant. Bei einem realistischen Fixkostenanteil von über 70% steigt die einwohnerspezifische Belastung für diese Leistungen der Daseinsvorsorge erheblich, bei im Durchschnitt geringeren Einkommensverhältnissen als in strukturstarken Gebieten. Ein weiterer Problemkreis ist die Personalstruktur des Aufgabenträgers selbst. Viele Aufgabenträger in strukturschwachen Regionen haben bereits heute Probleme, qualifizierten Nachwuchs selbst bei attraktiven Beschäftigungsbedingungen zu gewinnen. Insbesondere die kleineren Aufgabenträger sind damit den komplexen technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen nur noch bedingt gewachsen.

Ziel

Ziel des Projekts ist die Entwicklung und Anwendung eines konsistenten Methodensatzes für die systematische Analyse der technischen und wirtschaftlichen Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie die Entwicklung der fallweise sinnvollen oder erforderlichen Anpassungsmaßnahmen.

Vorgehensweise

Auf einem Top-Down basierenden Ansatz erfolgt in der ersten Phase des Vorhabens eine Risikoanalyse der wirtschaftlichen und technischen Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Siedlungswasserwirtschaft in Mecklenburg Vorpommern. Durch die Deklarierung von wirtschaftlich und strukturell unterschiedlich ausgeprägten Regionen auf Landesebene werden in der zweiten Phase auf Aufgabenträgerebene anhand ausgewählter Zweckverbände, Einsparpotentiale in der Gebietsstruktur sowie durch organisatorische Anpassungen (Kooperation, Fusion) untersucht. Anhand einer Auswahl von Fallstudien werden in der dritten Phase des Vorhabens diverse technische Anpassungsmöglichkeiten auf ihre Umsetzbarkeit mittels Multikriterieller Bewertungsstrategien geprüft.