Nature Artikel 2022

More losses than gains during one century of plant biodiversity change in Germany

Ute Jandt, Helge Bruelheide, Florian Jansen, Aletta Bonn, Volker Grescho, Reinhard A. Klenke, Francesco Maria Sabatini, Markus Bernhardt-Römermann, Volker Blüml, Jürgen Dengler, Martin Diekmann, Inken Doerfler, Ute Döring, Stefan Dullinger, Sylvia Haider, Thilo Heinken, Peter Horchler, Gisbert Kuhn, Martin Lindner, Katrin Metze, Norbert Müller, Tobias Naaf, Cord Peppler-Lisbach, Peter Poschlod, Christiane Roscher, Gert Rosenthal, Sabine B. Rumpf, Wolfgang Schmidt, Joachim Schrautzer, Angelika Schwabe, Peter Schwartze, Thomas Sperle, Nils Stanik, Christian Storm, Winfried Voigt, Uwe Wegener, Karsten Wesche, Burghard Wittig & Monika Wulf (2022)

Published: 19 October 2022

https://doi.org/10.1038/s41586-022-05320-w

Der Verlust der Biodiversität als eines der kritischsten Umweltprobleme. Der im Oktober 2022 erschienener Nature Artikel beleuchtet anhand von über 7000 semipermananten Vegetationsplots, erhoben in knapp 100 Jahren, dieses Problem. Weltweit ist das  Aussterben vieler Taxa gut dokumentiert. Auf lokaler Ebene spiegeln Studien jedoch nicht immer diesen globalen Trend wider.

Extended Data Fig. 7 Map of plot locations of all plots of all projects.
Fig. 2: Inequality of losses and gains.

 

Abstract: Langfristige Analysen von Biodiversitätsdaten heben ein „Paradoxon der Biodiversitätserhaltung“ hervor: Biologische Gemeinschaften weisen im vergangenen Jahrhundert einen erheblichen Artenwechsel auf, aber Veränderungen im Artenreichtum sind marginal. Die meisten Studien haben sich jedoch nur auf das Vorkommen von Arten konzentriert und Änderungen der lokalen Häufigkeit nicht berücksichtigt. Hier fragten wir, ob die Analyse von Veränderungen in der Bedeckung von Pflanzenarten bisher unerkannte Muster der Veränderung der Biodiversität aufdecken und Einblicke in die zugrunde liegenden Mechanismen geben könnte. Wir haben einen Datensatz von 7.738 permanenten und semipermanenten Vegetationsflächen aus Deutschland, die zwischen 1927 und 2020 zwischen 2 und 54 Mal erhoben wurden, mit insgesamt 1.794 Arten von Gefäßpflanzen zusammengestellt und analysiert. Wir stellten fest, dass im Durchschnitt über alle Arten und Parzellen eine Abnahme der Deckung häufiger vorkam als eine Zunahme; dass die Zahl der Arten, die an Deckung abnahmen, höher war als die Zahl der Arten, die zunahmen; und dass Dekremente gleichmäßiger unter Verlierern verteilt wurden als Gewinne unter Gewinnern. Nullmodellsimulationen bestätigten, dass diese Trends nicht zufällig entstehen, sondern die Folge artspezifischer negativer Auswirkungen von Umweltveränderungen sind. Langfristig könnten diese Trends zu erheblichen Artenverlusten sowohl auf lokaler als auch auf regionaler Ebene führen. Die Zusammenfassung der Veränderungen nach Jahrzehnten zeigt, dass die Ungleichheit in der mittleren Veränderung der Artenbedeckung von Verlierern und Gewinnern bereits in den 1960er Jahren auseinanderging. Wir kommen zu dem Schluss, dass Veränderungen der Artenbedeckung in Gemeinschaften eine wichtige, aber wenig untersuchte Dimension der Veränderung der Biodiversität darstellen, die routinemäßiger in Zeitreihenanalysen berücksichtigt werden sollte

Fig. 4: Losers and winners across one century in Germany.