Vergiftungen von Honigbienen (Apis mellifera L.) durch insektizidhaltigen Staubabrieb beim Anbau von Raps und Mais

Jens Pistorius, 2016


Zusammenfassung
In der Agrarproduktion werden häufig insektizide Saatgutbeizungen zum Schutz der auflaufenden Kulturpflanze eingesetzt. Durch Abrieb von Beizmittelpartikeln und Abdrift wirkstoffhaltiger Stäube bei der Aussaat sind nach der erstmaligen Anwendung von Neonikoidinoiden als Maisbeizung in Deutschland 2008 zahlreiche Bienenvergiftungsfälle aufgetreten.

Die Wirkstoffgruppe der Neonikotinoide hat sich in den vergangenen 15 Jahren zur wichtigsten insektiziden Beizung entwickelt, die seitdem insbesondere in Kulturen wie Raps und Zuckerrüben angewandt wurde, ohne dass bislang Schäden an Bienenvölkern bei der Aussaat bekannt geworden sind.

Um Saatgutbeizungen möglichst effizient und unter Vermeidung schädlicher Auswirkungen auf Bienen einsetzen zu können, müssen sie umfassend hinsichtlich ihrer Risiken und Nebenwirkungen geprüft und bewertet werden. Die Eignung verschiedener Prüfmethoden zur Auswirkung von Stäuben wurde bisher jedoch noch nicht ausreichend untersucht.

Ziel der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung der Beizstaubabdrift nach Aussaat von Raps und Mais mit unterschiedlicher Abriebfestigkeit der Beizung, der Exposition von Bienen sowie der Auswirkungen auf die Mortalität von Bienen. Dabei sollten erstmals verschiedene methodische Ansätze zur Prüfung der Auswirkung einer Staubkontamination und neuartige Prüfverfahren entwickelt werden mit denen die Auswirkungen auf Bienen untersucht werden können. In den Abdriftversuchen wurde ein Verfahren zur Exposition von Bienen in möglichst realitätsnahem Szenario im Freiland und einem

Worst-Case-Expositionsszenario im Halbfreiland mit Aussaat verschiedener Kulturen entwickelt. Darüber hinaus wurden Ansätze geprüft, die eine gezielte manuelle oder maschinelle Ausbringung von vorher festgelegten Wirkstoffmengen ermöglichen, um Effektschwellen sowohl in Halbfreiland- als auch Freilandbedingungen untersuchen zu können.