Unkräuter bei Maisdaueranbau – Analyse von Systemen mit Grasuntersaaten und daran angepassten Herbizideinsatz

Jens Wienberg, 2021


Zusammenfassung
Seit dem Jahr 2006 werden in Deutschlands immer häufiger Abbauprodukte unterschiedlicher
Bodenherbizide im Grundwasser nachgewiesen. In Regionen mit wiederholtem Maisanbau sind
dies die Abbauprodukte des Wirkstoffes S-Metolachlor. Aufgrund seiner guten Bodenwirkung
ist S-Metolachlor eine wichtige Komponente in zahlreichen Herbiziden.

In einem dreijährigen Versuch wurde überprüft, ob ein Verzicht auf S-Metolachlor im
wiederholten Maisanbau durch eine Untersaat substituiert werden kann. Ertragsverluste sollten
ebenso vermieden werden, wie die Selektion schwer zu bekämpfender Unkrautarten.
Es wurden zwei Maisanbausysteme mit Grasuntersaaten und Einsatz blattaktiver Herbizide
gegen den bisherigen Standard ohne Untersaat aber mit der Anwendung von S-Metolachlor
getestet. Im Anbausystem mit einer `Lolium spp. Untersaat´ wurden blattaktive Herbizide gegen
mono- und dikotyle Unkrautarten ausgebracht. Im Anbausystem der `Festuca spp. Untersaat´
wurden nur blattaktive Herbizide gegen dikotyle Unkrautarten eingesetzt.

Für die Beurteilung der Anbausysteme wurden vier Fragen bearbeitet. 1) Welche Auswirkung
haben die unterschiedlichen Herbizidmaßnahmen in den getesteten Anbausystemen auf die
Unkrautvegetation? 2) Wird die Unkrautdichte in den Anbausystemen vergleichbar
kontrolliert? 3) Ist ein wiederholter Maisanbau mit Grasuntersaaten möglich, ohne das es zur
Ausbreitung einzelner Unkrautarten kommt? 4) Welchen Einfluss hat der Maisanbau mit
Untersaat auf den Ertrag?

zu 1) Die Herbizidmaßnahmen im Anbausystem `Lolium spp. Untersaat´ erzielten bei der
Bekämpfung ein- und zweikeimblättriger Unkrautarten vergleichbare Wirkungsgrade wie die
Herbizidmaßnahme mit dem Bodenherbizid S-Metolachlor im Anbausystem `ohne Untersaat´.
Im Anbausystem `Festuca spp. Untersaat´ wurde eine unzureichende Wirkung der Herbizide
gegen die monokotyle Art Poa annua festgestellt.

zu 2) In allen drei Versuchsjahren waren die Unkrautdichten der getesteten Anbausysteme nur
nach der Maisernte in den Wintermonaten unterscheidbar. In diesem Zeitraum war die
Unkrautdichte im Anbausystem `Lolium spp. Untersaat´ am niedrigsten. In den
Anbausystemen `ohne Untersaat´ und mit `Festuca spp. Untersaat´ stieg die Unkrautdichte in
den Wintermonaten an. Im zweiten und dritten Versuchsjahr war die Gesamtdichte in beiden
Anbausystemen signifikant höher als im Anbausystem mit `Lolium spp. Untersaat´.

zu 3) In jedem Anbausystem wurden einzelne Unkrautarten nicht ausreichend kontrolliert. Im
Maisanbau mit `Festuca spp. Untersaat´ führte der Verzicht auf Herbizide gegen monokotyle
Unkrautarten zu einem Anstieg der Dichte von Echinochloa crus-galli und Poa annua. Im
Anbausystem mit `Lolium spp. Untersaat´ trat im Laufe der drei Versuchsjahre ein Anstieg in
der Dichte von E. crus-galli auf, der jedoch nicht signifikant war. Im Anbausystem `ohne
Untersaat´ wurde Poa annua nicht ausreichend kontrolliert. Die Dichte dieser Unkrautart war
im Anbausystem `ohne Untersaat´ in jedem Jahr signifikant höher als im Anbausystem mit
`Lolium spp. Untersaat´.

zu 4) Die Trockenmasseerträge der drei getesteten Anbausysteme waren in jedem Jahr
vergleichbar. Die unterschiedlichen Witterungsverläufe im Versuchszeitraum beeinflussten die
Erträge der drei Anbausysteme gleichstark. Ein Verzicht auf S-Metolachlor führte nicht zu einer
Abnahme der Trockenmasseerträge. Lediglich bei den Trockensubstanzgehalten war ein
signifikanter Anstieg beim Maisanbau mit Festuca spp. Untersaat zu beobachten. Der Mais in
diesem Anbausystem war früher erntereif.

Die erzielten Ergebnisse zeigen, dass über einen Zeitraum von drei Jahren ein wiederholter
Maisanbau mit Lolium spp. Untersaat und gleichzeitigem Verzicht auf S-Metolachlor möglich
ist. Die im Versuchszeitraum aufgetretenen Unterschiede in der Witterung bestätigt die
Robustheit des Anbausystems der `Lolium spp. Untersaat´. Ertragsverluste wurden bei einem
Anbau mit Grasuntersaaten nicht festgestellt. Einzig die Kontrolle von Echinochloa crus-galli
stellt eine Unsicherheit für einen langfristigen Maisanbau in diesem System dar.